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Deutscher Koalitionsvertrag

Deutscher Koalitionsvertrag unterstreicht neuen "technologieoffenen" Ansatz in der Klimapolitik

November 24, 2021 Arbeitsbereich: CO2-abscheidung, CO2-freie kraftstoffe

BRÜSSEL - Fast zwei Monate nach den Bundestagswahlen bildet Deutschland eine neue Regierung. Heute hat die neue "Ampelkoalition" aus sozialdemokratischer Mitte-Links-Partei, liberaler Freier Demokratischer Partei und Grüner Partei ihren offiziellen Koalitionsvertrag bekannt gegeben, der die Grundlage für die gemeinsame Agenda der neuen Regierung bildet.

"Diese Ankündigung kommt zum richtigen Zeitpunkt", sagte Alessia Virone, EU Affairs Manager bei Clean Air Task Force (CATF). "Mit dem ersten "Fit for 55"-Vorschlag, der im Rat diskutiert wird, und der zweiten Runde von Vorschlägen, die im Dezember ansteht, könnte eine klimaorientierte deutsche Regierung ein entscheidender Katalysator für eine ehrgeizige EU-Klimapolitik in diesem Jahrzehnt sein."

Das Klima war ein zentrales Thema bei der Wahl und den Koalitionsverhandlungen, und es wurden mehrere wichtige Maßnahmen aufgenommen. Viele davon betreffen das Vorziehen der Endtermine für die Nutzung fossiler Brennstoffe in Deutschland, wobei der Kohleausstieg bis 2030 bisher die Berichterstattung dominiert. Die in der Vereinbarung dargelegte Vision beinhaltet aber auch eine klare Hinwendung zu Technologieoffenheit und Innovation in der Klimatechnologie. Einige Highlights:

  • kündigt die Absicht an, RED III in einer ehrgeizigen und technologieoffenen" Weise umzusetzen
  • Erwähnt einen "technologieoffenen" Ansatz zur Förderung der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland
  • erkennt die Notwendigkeit einer technologischen Kohlenstoffabscheidung an und verpflichtet sich, eine Strategie für fünf Prozent der "unvermeidbaren Restemissionen" zu entwickeln
  • Es wird eine Vision für die Förderung regionaler Dekarbonisierungscluster(Transformationscluster) in Gebieten und Regionen mit hoher industrieller Aktivität durch eine umfassende Industriestrategie dargelegt.
  • Konzentriert sich auf die Verfügbarkeit von Kapital für den industriellen Wandel durch Kohlenstoffdifferenzverträge und Transformationsfonds sowie die Schaffung von Märkten für kohlenstoffarme Produkte

"Es wird erwartet, dass sich der Wasserstoffbedarf in Deutschland bis 2050 verdreifachen wird, um die schwer zu elektrifizierenden Sektoren wie die Stahlproduktion und den Schwerverkehr zu dekarbonisieren", sagte Magnolia Tovar, direktor of Zero Carbon Fuels Policy, Europe bei CATF. "Die Vereinbarung öffnet die Tür zu blauem Wasserstoff, was bedeutet, dass die Dekarbonisierung ohne Verzögerungen beginnen kann, die durch den Mangel an sofort verfügbarem grünem Wasserstoff verursacht werden - je schneller die Schwerindustrie ihre Emissionen senken kann, desto besser."

Eine der wichtigsten strukturellen Änderungen betrifft das Klimaministerium, dessen Zuständigkeitsbereich nun auf die Industrie- und Energiepolitik ausgedehnt wird. Insbesondere die Industrieemissionen wurden lange Zeit in ganz Europa übersehen, so dass dieser Schritt des industriellen Kraftwerks Europas sehr ermutigend ist.

"24% der deutschen Emissionen stammen aus der Industrie, der zweitgrößte Anteil nach der Energieerzeugung", sagte Lee Beck, International direktor von CO2-abscheidung bei CATF. "Die Betonung der industriellen Dekarbonisierung ist also längst überfällig. CATF begrüßt die technologieoffene Haltung, drängt aber auf klare Strategien für die Kommerzialisierung von Kohlenstoffmanagement-Technologien und der entsprechenden Infrastruktur. Die im Vertrag enthaltene Anerkennung der Notwendigkeit einer technologischen Kohlendioxidbeseitigung und die Verpflichtung zu einer langfristigen Strategie für Restemissionen sind ein klarer Schritt."

Die Pläne zur Erreichung der Klimaneutralität in Deutschland bieten überzeugende Beispiele für den Rest des Kontinents. Die Ankurbelung lebenswichtiger Infrastrukturinvestitionen zur Dekarbonisierung schwer zu elektrifizierender Sektoren und die Schaffung politischer Rahmenbedingungen, die den industriellen Akteuren langfristige Klarheit verschaffen, sind Herausforderungen, die in der EU bisher weitgehend ignoriert wurden.

Seit der Bundestagswahl hat sich CATF dafür eingesetzt, dass die neue Bundesregierung innovative Klimatechnologien in ihren Plan aufnimmt. Im Oktober haben wir beispielsweise zwei offene Briefe zu Kohlenstoffmanagement-Technologien und zur industriellen Dekarbonisierung mit einer Vielzahl von NRO und Industrieakteuren koordiniert. CATF freut sich darauf, diese Lobbyarbeit mit der neuen Regierung fortzusetzen.


Deutsche Fassung

BRÜSSEL - Knapp zwei Monate nach der Bundestagswahl hat Deutschland eine neue Regierung gebildet. Die "Ampelkoalition" aus SPD, FDP, und Grünen hat heute ihren offiziellen Koalitionsvertrag vorgestellt. Der Vertrag bildet die Grundlage der gemeinsamen Agenda der nächsten vier Jahre. Beim Klimaschutz leitet die neue Regierung einen klaren Wandel hin zu Technologieoffenheit und innovativen Klimaschutztechnologien ein, weitere Details im Bereich Industrietransformation müssen allerdings noch ausgearbeitet werden.

"Dieser Koalitionsvertrag kommt zur richtigen Zeit", sagte Alessia Virone, EU-Angelegenheitsmanagerin der Clean Air Task Force (CATF). "Mit den ersten Fit for 55-Vorschlägen, die im EU-Rat diskutiert werden, und der zweiten Vorschlagsrunde im Dezember, könnte eine klimaorientierte Bundesregierung ein entscheidender Katalysator für eine ambitionierte EU-Klimapolitik in diesem Jahrzehnt sein."

Die Klimapolitik und wie Deutschland seine verschärften Klimaziele erreichen wird, hat bei der Wahl und den Koalitionsverhandlungen eine zentrale Rolle gespielt. Zentrale Punkte wie der vorgezogene Kohleausstieg 2030 wurden verankert. Die im Abkommen vorgelegte Klima-Vision beinhaltet aber auch einen klaren Wandel hin zu Technologieoffenheit und innovativen Klimaschutztechnologien. Die wichtigsten Punkte des Vertrages:

  • Die novellierte Erneuerbare-Energien-Richtlinie soll nach Verabschiedung möglichst technologieoffen und ambitioniert umgesetzt werden
  • Ein "technologieoffener" Ansatz zur Wasserstoffproduktion soll die Entwicklung der deutschen Wasserstoffwirtschaft beschleunigen
  • Die Notwendigkeit von technischen Negativemissionen wird anerkannt und eine Langfriststrategie zum Umgang mit den etwa 5 Prozent unvermeidbaren Restemissionen so erarbeitet werden
  • Eine umfassende Industriestrategie soll regionale Dekarbonisierungscluster (Transformationscluster) in Gebieten und Regionen mit hochindustrieller Aktivität fördern
  • Industrielle Transformation soll durch Kapitalverfügbarkeit, CO2-Differenzkontrakte und Transformationsfonds sowie auf die Schaffung von Märkten für kohlenstoffarme Produkte ermöglicht werden

"Es wird erwartet, dass sich die Wasserstoffnachfrage in Deutschland bis 2050 verdreifachen wird, um die schwer zu elektrifizierenden Sektoren wie die Stahlerzeugung und den Schwerverkehr zu dekarbonisieren", sagte Magnolia Tovar, direktor of Zero Carbon Fuels Policy, Europe bei CATF. "Der Koalitionsvertrag öffnet die Tür für blauen Wasserstoff und verhindert so, dass der Mangel an kurzfristig verfügbarem grünem Wasserstoff die Dekarbonisierung nicht ausbremst - je schneller die Schwerindustrie Emissionen reduzieren kann, desto besser für das Klima."

Einer der bedeutendsten Pläne ist die Schaffung eines neuen Klimaministeriums, das die Ressorts Industrie, Energie, Klima, und Transformation umfasst. Insbesondere Industrieemissionen wurden lange Zeit in ganz Europa übersehen, daher sind die vorgelegten Pläne zur Industrietransformation extrem wichtig.

"24 % der deutschen Emissionen stammen aus der Industrie, der zweitgrößte Anteil nach der Energieerzeugung", sagte Lee Beck, Internationaler Direktor, CO2-abscheidung bei CATF. "Es ist auch längst überfällig, die schnelle industrielle Dekarbonisierung und Transformation von Industrieclustern zu ermöglichen. Die Anerkennung der Notwendigkeit von technischen Negativemissionen im Koalitionsvertrag und der Plan, eine langfristige Strategie für Restemissionen zu entwickeln, bieten eine klare Grundlage für eine umfassende Carbon Managementstrategie."

Seit der Bundestagswahl setzt sich CATF dafür ein, dass die neue Bundesregierung innovative Klimatechnologien und deren Rolle in Erreichung der verschärften Klimaziele anerkennt und fördert. Im Oktober haben wir beispielsweise mit einer Vielzahl von NGOs und Branchenakteuren zwei offene Briefe zu Carbon Managementtechnologien und zur industriellen Dekarbonisierung vorgelegt. CATF freut sich auf die Zusammenarbeit mit der neuen Regierung.


Presse Kontakt

Rowan Emslie, Kommunikation direktor, EU, [email protected],+32 476-97-36-42

Über Clean Air Task Force

Clean Air Task Force (CATF) ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für den Schutz vor den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels einsetzt, indem sie die rasche globale Entwicklung und den Einsatz von kohlenstoffarmen Energien und anderen klimaschützenden Technologien vorantreibt. Wir arbeiten auf diese Ziele hin, indem wir Forschung und Analysen durchführen, uns in der Öffentlichkeit engagieren und Partnerschaften mit dem privaten Sektor eingehen. Mit fast 25 Jahren national und international anerkanntem Fachwissen über Luftreinhaltungspolitik und -vorschriften und dem festen Willen, alle potenziellen Lösungen vollständig zu erforschen, ist CATF ein Umweltverband mit den mutigen Ideen, die heute zur Lösung der Klimakrise benötigt werden.

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